Du fehlst.

IN TRAUER

Fahrrad. Jetzt wo du weg bist, bereue ich so vieles. Sicher weintest Du mir keine Träne des teuren Ketten-Öls hinterher, als ich dich immer draußen abstellte und lange warten ließ. Sicher verfluchtest du mich all die einsamen Nächte des Regens im Hinterhof. Jetzt, wo du weg bist, tut es mir so Leid. Wir hatten doch noch so viel vor! Du Tarzan, ich Jane. Du unplattbar, ich unstopable! Aber dann kam die Nacht des Verbrechens. Jene schicksalhafte Nacht, die unsere einzigartige Symbiose zur Vergangenheit werden lässt. Meine Hand darf nie wieder deinen sanft bekurvten Lenker fühlen. Mein Po nie wieder auf deinem Sattel Platz nehmen. Meine Füße, nie wieder die Pedalen führen. Nun bist Du ein Rad von vielen. Wirst grauenvoll verscherbelt auf der Kottbusser Brücke. Wirst kannibalisch auseinander geschraubt und dienst als Organspender. Dieb! Dir sollen Pedalen an den Nippeln wachsen. Und ein Zahnrad zwischen den Beinen!

Ich vermisse dich, Fahrrad. So sehr.